Offener Brief der Bürgerinitiative Gottesberg
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Sehr geehrte Mitglieder des Stadtrats der Stadt Schweinfurt, liebe BürgerInnen!

Der Klimawandel ist in vollem Gang. Der diesjährige Sommer war nur ein Vorbote der katastrophalen Veränderungen, die uns bevorstehen. Schon jetzt ist Deutschland bei 2,3 °C Erwärmung angelangt – bei global 1,1 °C und weiterhin steigenden Temperaturen. Auf unserer fränkischen Trockenplatte werden unausweichliche Entwicklungen wie unter einem Brennglas zu beobachten sein.
Wo im Jahr 2022 noch unter 39 °C gestöhnt wurde, dürften es in Zukunft eher 45 °C sein und somit auch die Belastungsgrenze des menschlichen Körpers zunehmend überschritten werden.

Im urbanen Raum, mit seiner mangelnden Belüftung und Vegetation, könnten die Temperaturen bis zu 15 °C höher sein als in ländlicher Umgebung.

Wir müssen jetzt die Weichen stellen, um Schutz vor diesen Belastungen zu finden. Die üblichen Klimaschutzmaßnahmen wie Photovoltaikanlagen, Windenergie usw. sind unerlässlich, um die Klimawende weg von fossilen Energieträgern zu stemmen.
Bei der Überhitzung unserer Städte helfen sie aber leider nicht weiter.

Grünflächen in Städten bieten natürlichen Schutz. Sie sorgen für Beschattung, speichern Niederschlagswasser und die Verdunstung bringt großflächige Kühlung. Nebenbei steigern sie die Lebensqualität und die Zufriedenheit der Bewohner.
Es sind gerade die alten Bäume, die, tief wurzelnd, auch im Sommer eine hohe CO2-Bindungs- und Sauerstoffproduktionskapazität haben und mit ihrer Filterleistung von Feinstaub für ein angenehmes Mikroklima sorgen. Neu gepflanzte Bäume benötigen hierfür viele Jahrzehnte aufwendiger Pflege und regelmäßiger Bewässerung.

Bebauung hingegen speichert die Hitze und fördert so die Aufheizung. Versiegelung lässt das kostbare Niederschlagswasser ungenutzt verrinnen; im Fall von Starkregenereignissen verstärkt sie Überflutungsschäden.

Weltweit werden Konzepte wie die Schwammstadt entwickelt, um die Resilienzen unserer Städte im Klimawandel zu erhöhen. Immer häufiger ist von einer „grünen Nachverdichtung“ die Rede.

2015 wurden bereits in einem 291 Seiten starken integrierten kommunalen Klimaschutzkonzept der Stadt Schweinfurt die oben genannten Punkte detailliert ausgearbeitet und u.a. gefordert, Kaltluftentstehungs- und -abflussbereiche in der Stadtplanung zu berücksichtigen und, wo immer möglich, zu entsiegeln.
2021 hat sich die Stadt das ambitionierte Ziel gestellt, bis 2035 klimaneutral zu sein. Finanzielle Förderungen für „Dach- und Fassadenbegrünung, die Entsiegelung befestigter Flächen mit einer entsprechenden Begrünung, das Pflanzen von Bäumen sowie die Anlage naturnaher Blühflächen“ und auch „Erhaltungsmaßnahmen an privaten Bäumen“ zur Bewahrung eines „gesunden und stabilen Baumbestand[es]“ wurden aufgelegt.
All dies ist gut und richtig. Warum also geht die Stadt nicht mit gutem Beispiel voran und schützt die Grünflächen und den Baumbestand, der sich ohnehin schon in öffentlicher Hand und quasi im Allgemeinbesitz befindet?

Wir als Bürger der Stadt Schweinfurt haben am Gottesberg die einmalige Möglichkeit, einen Fehler der Vergangenheit – nämlich die Versiegelung eines über 7.000 Quadratmeter großen Areals durch einen Kunstrasen – rückgängig zu machen.
Das Gelände des SC 1900 liegt inmitten eines grünen Bandes, welches die Rhön mit dem Main verbindet und völlig kostenlos nächtliche Kaltluft bis an den Rand der Altstadt bringt.

Das Ziel muss also sein, die Bebauung und somit das Entstehen einer neuen Hitzeinsel in der Stadt zu verhindern und damit einen signifikanten Beitrag für den Erhalt unseres städtischen Lebensraumes zu leisten.

Dies wäre bester, natürlicher und unerlässlicher Schutz und auch Daseinsvorsorge für alle, jetzt und für unsere Kinder und Enkel.

Eine grüne Oase Gottesberg ist möglich, wir alle profitieren davon.
Bitte setzen Sie sich dafür ein, dass uns dieses Juwel erhalten bleibt!

 

Für die Bürgerinitiative Gottesberg (BIG), Dr. Wolfgang Rebstöck, Dr. Michael Ramming, Thomas Kerzel