Warum der Erhalt und die Entwicklung der grünen Lunge Am Gottesberg so wichtig sind
Die Klimakatastrophe schreitet voran.
Im Sommer 2023 wurde weltweit bereits eine Klimaerwärmung von 1,5 °C gemessen. Besonders betroffen ist die Mainregion. Im Klimasteckbrief Unterfranken des Bayerischen Landesamts für Umwelt kann man sehen, dass 2 °C globale Erwärmung wahrscheinlich 5,5 °C, möglicherweise sogar 13 °C, für unsere Heimat bedeuten.
Bereits diese Erwärmung wird unsere fränkische Trockenplatte und das Leben darauf massiv verändern.
Aktuell steuert die Menschheit sogar auf etwa 3 °C Klimaerwärmung zu - mit Folgen, die nicht mehr seriös abschätzbar sind.
„Um die Lebensgrundlagen der zukünftigen Generationen zu erhalten, muss daher dringend schon heute gehandelt werden: Sofortige und umfassende Klimaschutzmaßnahmen sind nötig, damit die weitreichenden Folgen der globalen Erwärmung gemindert werden können.“ (Zitat Bayerisches Landesamt für Umwelt)
Gefahr Hitze
In Zukunft werden wir im Sommer Temperaturen jenseits der 45 °C spüren. Werte, die ein Arbeiten im Freien unmöglich machen und mit erhöhter Sterblichkeit einhergehen. Nicht nur ältere und kranke Menschen sind bedroht: Auch für gesunde, akklimatisierte Menschen gibt es mit der sogenannten Kühlgrenztemperatur ein tödliches Limit.
Besonders in Städten ist die Hitzebelastung extrem. Im urbanen Raum - mit wenig Belüftung und Vegetation - können die Temperaturen bis zu 15 °C höher liegen als im Umland. „Dunkle Asphaltflächen und Gebäude heizen sich besonders stark auf. An diesen Orten entsteht ein Wärmeinseleffekt. Umso wichtiger sind daher Bäume, Grün- und Wasserflächen wie Parks und begrünte Dächer: Durch Verdunstung sorgen sie für Abkühlung in der Stadt.“ (Zitat Bayerisches Landesamt für Umwelt)
Die zentrumsnahe Trenngrünfläche Am Gottesberg spielt eine entscheidende Rolle für die Kühlung der Stadt Schweinfurt. Sie ist Teil des sogenannten grünen Bandes - einer Kaltluftschneise, die frische Luft aus der Rhön bis an den Rand der Altstadt und zum Main führt.
Darüber hinaus bietet diese Fläche mit ihren 120 Jahre alten Bäumen inmitten der Stadt völlig kostenlos Beschattung, speichert Regenwasser, filtert Feinstaub und trägt durch Verdunstung zur großflächigen Kühlung bei. Sie steigert zudem die Lebensqualität und das Wohlbefinden der Menschen.
All das sind Leistungen, für die neu gepflanzte Bäume viele Jahrzehnte intensiver Pflege und Bewässerung benötigen würden.
Gefahr Hochwasser
Extremwetterereignisse mit Überflutungen werden auch bei uns zunehmen. Wesentliche Teile des Geländes Am Gottesberg sind bereits als Hochwassergebiet des Marienbachs ausgewiesen.
Eine Bebauung würde wertvolle Überschwemmungsflächen zerstören, den Boden versiegeln und dadurch schwere und extrem teure Folgeschäden verursachen. Bedroht sind hier alle Anwohner entlang des Marienbachs – sowohl oberhalb als auch unterhalb des Sportplatzes.
Angesichts der drastischen Temperaturveränderungen reicht ein Blick in die Vergangenheit nicht mehr aus. Noch nie dagewesene Wetterextreme stehen bevor - wir müssen vorbereitet sein!
Jeder Tropfen Regenwasser wird kostbar sein und darf nicht unnütz verrinnen. In Zeiten von Dürresommern und katastrophalen Hitzewellen werden wir darauf angewiesen sein.
Deshalb setzten Städte weltweit auf Konzepte wie die Schwammstadt, um ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber dem Klimawandel zu stärken.
Die Politik der Stadt Schweinfurt
Bereits 2015 wurden im integrierten kommunalen Klimaschutzkonzept der Stadt Schweinfurt viele dieser Punkte detailliert dargestellt. Unter anderem wurde gefordert, Kaltluftentstehungs- und -abflussbereiche in der Stadtplanung zu berücksichtigen und Flächen, wo immer möglich, zu entsiegeln.
2021 setzte sich die Stadt das ambitionierte Ziel, bis 2035 klimaneutral zu werden. Förderungen zur Begrünung von Dächern und Fassaden, zur Entsiegelung befestigter Flächen und zur Pflanzung von Bäumen wurden aufgelegt - jedoch 2025 aus finanzpolitischen Gründen wieder eingestellt.
Aktuell arbeitet die Stadt an einem Klimaanpassungskonzept, einem Hitzeaktionsplan sowie am Hochwasser- und Sturzflut-Riskomanagement.
All das ist richtig und wichtig - doch muss der Theorie eben auch die Praxis folgen!
Warum schützt die Stadt nicht konsequent die Grünflächen und den Baumbestand, die sich noch in öffentlicher Hand befinden und somit Allgemeingut sind?
Unsere Forderung
Wir fordern, dass das Areal Am Gottesberg in die aktuellen Planungen einbezogen wird und die geplante Bebauung unter den veränderten Bedingungen der Klimakatastrophe und der notwendigen Anpassungsmaßnahmen neu bewertet wird.
Angesichts der massiven Veränderungen durch die Klimakatastrophe ist eine Bebauung - und damit die Entstehung einer neuen Hitzeinsel - nicht mehr zu rechtfertigen.
Stattdessen können wir durch die Entsiegelung und Weiterentwicklung der grünen Lunge Am Gottesberg einen bedeutenden Beitrag zum Erhalt unseres städtischen Lebensraums und zur Sicherung der Lebensgrundlage zukünftiger Generationen leisten.
Quellen und weitere Informationen
- Klimasteckbrief Unterfranken – Bayerisches Landesamt für Umwelt
- Bayerns Klima im Wandel – Bayerisches Landesamt für Umwelt
- Klima und Wetter bei 3 Grad mehr – Prof. Rahmstorf, Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung
- Klima-Mensch-Gesundheit.de – Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung
- Hochwassergefahrenfläche Am Gottesberg – BayernAtlas
- Günes Band – BayernAtlas
- Integriertes kommunales Klimaschutzkonzept – Stadt Schweinfurt